"Ein Stück Demokratie"
Per E-Mail hat Willingstorfer Kontakt zu den Kollegen gesucht. Die Schulleitungen selbst dürfen nicht deren Ansprechpartner sein oder gar selbst aktiv werden. Dagmar Friedrich, Rektorin der Heinrich-Mumbächer Schule, sagt allerdings: „Ich wohne in Klein-Winternheim. Ich kenne den Lärm seit Jahren und weiß, wie belastend und gesundheitsschädlich er ist.“ 400 Schüler gehen in die Gebäude an der Essenheimer Straße, die genau in der Einflugschneise der neuen Landebahn liegen.
Brit Schneider ist Vorsitzende des Schulelternbeirats an der Erich Kästner Schule, die das gleiche Problem plagt. „Wir schließen uns der Schule an den Römersteinen an“, sagt sie. Mit der achtjährigen Tochter und dem zehnjährigen Sohn macht sie sich am Montag auf den Weg nach Frankfurt. „Wir hoffen natürlich, dass alles wie bisher friedlich verläuft“, sagt sie. „Als Eltern ist man natürlich immer etwas zwiegespalten.“ Kritikern der Protestaktion, die von einer Instrumentalisierung der Kleinen durch genervte Eltern sprechen, entgegnet Brit Schneider: „Das ist ein Stück Demokratie, das man kann den Kindern vorleben, beibringen kann. Wenn einen etwas stört, kann man es äußern.“ 175 Kinder besuchen diese Bretzenheimer Schule.
Konzentrations- und Kommunikationsstörungen
Wie viele der 200 Römersteine-Eleven die Fahrt nach Frankfurt antreten, kann Betty Willingstorfer nicht abschätzen. Deren eigene Kinder haben seit der extremen Zunahme des Fluglärms über der Stadt infolge der Inbetriebnahme der Nordwest-Landebahn im Oktober zwar noch nie von sich aus über eine Belästigung geklagt, doch „es sind jetzt schon Konzentrationsstörungen, Kommunikationsstörungen da.“ Und die Psychologin hebt warnend den Finger und betont: „Der Sommer kommt.“ Und mit diesem offene Fenster. „Lernen ist Kommunikation“, sagt Betty Willingstorfer. „Und die wird dann in der Schule ständig unterbrochen."
Quelle: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/11640573.htm